Ein Deutscher entwickelte das Welttanzprogramm
Tanzen kennt keine Grenzen
Tanzen ist das weltweit wohl am weitesten verbreitete Hobby überhaupt. Viele Millionen von Menschen tanzen täglich zu den unterschiedlichsten Anlässen und haben ihren Spaß dabei.
Daß das auch über Länder, Kontinente und Ozeane hinweg funktioniert und ein Amerikaner mit einer Deutschen, eine Japanerin mit einem Italiener, ein Schwede mit einer Brasilianerin oder eine Russin mit einem Südafrikaner tanzen kann, ist dem deutschen Tanzlehrer Gerd Hädrich zu verdanken. Er hat bereits 1962 das aus ursprünglich elf Tänzen bestehende Welttanzprogramm (WTP) entwickelt, das vom International Council of Ballroom Dancing (ICBD) als weltweit verbindlich eingeführt wurde.
Heute teilt das Programm die Vielzahl der verschiedenen Tänez in zwölf Rhythmusgruppen ein . Dabei handel es sich um die fünf Standardtänze Langsamer Walter, Wiener Walzer, Foxtrott, Tango und Blues (Langsamer Foxtrott), die fünf Lateinamerikanischen Tänze Rumba, Cha-Cha-Cha, Samba, Paso Doble und Jive sowie die Mode- und Partytänze Diso-Fox und Rock'n Roll.
Der Langsame Walzer
(Dreivierteltakt, 30 Takte pro Minute)
entwickelte sich in den zwanziger Jahren in England aus dem Boston, dessen geradlinige Bewegungen in raumgreifende Drehungen verwandelt wurden. Er gilt als der schwierigste Stadardtanz und ist dementsprechend auch der meistgeübte.
Der Wiener Walzer
(Dreivierteltakt, 60 Takte pro Minute)
geht auf einen uralten, im Alpenraum beheimateten Volkstanz zurück. Er wurde wegen seiner Ungezügeltheit oft bekämpft, manchmal sogar verboten, feierte zu Beginn des 19. Jahruhderts auf dem Wiener Kongreß wahre Triumphe.
Der Foxtrott
(Viervierteltakt, 40 bis 52 Takte pro Minute)
entstand in den zwanziger Jahren und gilt in der Familie der Stadardtänze als der Sekt unter den Weinen: sprizig und perlend.
Der Tango
(Zweivierteltakt, 33 Takte pro Minute)
stammt aus Argentinien, ist einer der ausrucksstärksten Tänze und lebt vom Wechsel zwischen Aktion und Pause.
Der Blues (Slow-Fox)
(Viervierteltakt, 20 bis 30 Takte pro Minute)
mit seinen langsamen Bewegungen und seinen sanften Melodien ist garantiert auf jeder Party und bei jedem Tanzabend vertreten.
Die Rumba
(Viervierteltakt, 28 Takte pro Minute)
stammt aus dem Mambo-Bolero und ist mit der Habanera verwandt. Der ursprünglich afrokubanische Werbungstanz ist heute der Klassiker unter den Lateintänzen.
Der Cha-Cha-Cha
(Viervierteltakt, 32 Takte pro Minute)
stammt aus Kuba. Er hat viele Elemente aus anderen Tänzen, insbesondere Jazz und Beat, aufgenommen.
Der Samba
(Zweivierteltakt, 52 Takte pro Minute)
geht auf uralte Kreistänze der Bantu-Neger zurück und wurde in Europa zum variationsreichen Turniertanz weiterentwickelt.
Der Paso Doble
(Zweivierteltakt, 62 Takte pro Minute)
symbolisiert den Stierkampf wobei die Dame nicht etwa den Stier, sondern das rote Tuch des Toreros darstellt. Er erfordert große Präzision und körperliche Anstrengung.
Der Jive
(Viervierteltakt, 44 Takte pro Minute)
wurde als Jitterbug um 1940 von amerkanishcen Soldaten nach Europagebracht und war der Tanz der Vor-Beat-Generation, aus dem sich schließlich der Rock 'n' Roll entwickelt hat.
Der Disco-Fox
(Viervierteltakt, 48 bis 52 Takte pro Minute)
Der wilde Tanz der Fünfziger. Mitte der siebziger Jahre in der Schritttechnik (Sprungtechnik) und in der Akrobatik bis hin zum Doppelsalto weiterentwickelt. Die Basis für den "Nicht-Rock-'n'-Roll-Sportler" ist der Boogie Woogie.
Quelle: Peter Wolff: Das Welttanzprogramm in der Grund- und Aufbaustufe
oder ...
Die Standard-Tänze
Aus der Fülle von "Schiebe- und
Wackeltänzen", die vor und nach dem ersten Weltkrieg Mode
wurden, kristallisierten sich in den 20er Jahren vier Tänze
heraus, die 1929 in England festgelegt wurden und ihre noch heute
gültigen Namen erhielten: Langsamer Walzer bzw. English Waltz,
Tango, Slow Foxtrott und Quickstep. Der Wiener Walzer war 1932
nur in Deutschland Turniertanz und kam erst nach dem Zweiten
Weltkrieg als international anerkannter fünfter Standard-Tanz
hinzu, nachdem sich dieser Tanz durch Paul Krebs (Nürnberg) und
Karl von Mirkowitsch vom Drehtanz mit Figuren zum sportlichen
Schwingtanz entwickelt hatte.
Langsamer Walzer (English Walz)
Turniertempo 30 Takte pro Minute,
Metronomzahl 90. Hat mit dem Wiener (schnellen) Walzer eigentlich
nur den Dreivierteltakt gemeinsam.
Im Turnierprogramm steht er an erster
Stelle und hinterläßt bei Publikum und Wertungsrichtern den
vielleicht entscheidenden ersten Eindruck. Er ist ein Nachfahre
des "Boston" und wurde von den Engländern zu seiner
heutigen Form entwickelt. Schwung und Drehung, die beiden
Grundelemente des Standardtanzens, sind im Langsamen Walzer an
deutlichsten zu erkennen.
Tango (Der zwiespältige Tanz im Zweivierteltankt)
Turniertempo 33 Takte pro Minute,
Metronomzahl 132. Der "Urtango" mit dem Beinamen
"argentino" zeigt sein Herkunftsland an. Kein anderer
Tanz umfaßt eine derartige Vielfalt an Bewegungsformen und
Haltungen. Bei der Trennung von Standard und Latein in den
fünfziger Jahren zögerte man lange, ehe man den Tango
endgültig den Standard-Tänzen zuordnete. Auffallend beim Tango
sind die schnellen Aktionen und die oft verhaltenen Pausen, deren
Wechselspiel den Reiz des Tanzes ausmacht. Von den sogenannten
Schwungtänzen unterscheidet er sich dadurch, daß er ohne das
sonst charakteristische Heben und Senken getanzt wird. Diese
"Schwungsverhinderung" erfordert ein Höchstmaß an
Kontrolle.
Wiener Walzer (Berühmt durch den Dreivierteltakt)
Turniertempo 60 Takte pro Minute,
Metronomzahl 180. Der Wiener Walzer ist der Beitrag der
deutschsprachigen Länder zum Turniersport. Der älteste aller
Turniertänze war als "Dreher", "Ländler"
oder "Langaus" oft etwas verpönt bis er durch die
Strauß-Dynastie hoffähig wurde. Der Nürnberger Tanzlehrer Paul
Krebs hat ihm die heutige Turnierform gegeben. Von dem
"schwingenden" Langsamen Walzer unterscheidet er sich
durch die allgemein vorherrschende rotierende Bewegung. Sein
Schwung resultiert aus den vorwärts strebenden Drehungen. Es
gibt beim Wiener Walzer auffallend wenig verschiedene Schritte;
trotzdem erfordert es viel Übung und Fleiß sie meisterlich
vorzuführen. Davon abgesehen benötigt man noch eine gehörige
Portion Kondition, um das schnelle Tempo mit aller gebührednden
Eleganz durchzustehen.
Slowfoxtrott (Englischer Turniertanz im Viervierteltakt)
Turniertempo 30 Takte pro Minute,
Metronomzahl 120. Seine Vorfahren sind Onestep und Rag. Von
seinem Charakter ist er zurückhaltend elegant und gilt als der
Klassiker unter den Tänzen des "englischen Stils". Im
Tempo hat er gewisse Ähnlichkeit mit dem Langsamen Walzer;
jedoch wie dort die Pendelbewegung typisch ist, will man hier
eine langgestreckte Wellenbewegung erkennen können. Der
kontinuierliche Bewegungsfluß charakterisiert den Slowfoxtrott.
Die hohe Kunst zeichnet sich dadurch aus, den am meisten auf
natürlichen Gehbewegungen beruhenden Tanz, nicht langweilig
wirken zu lassen. Raumgewinn, Musikalität und Lässigkeit
müssen gleichermaßen gezeigt werden.
Quickstep (Spaßmacher unter den Standard-Tänzen)
Viervierteltakt, Turniertempo 52 Takte pro
Minute, Metronomzahl 208. Beeinflußt durch den Charleston
entwickelte sich der Quickstep aus dem Slowfox. Als Geburtsjahr
nimmt man 1927 an. Beim Quickstep gibt es keine Zeit für Pausen.
Das Tempo wird gelegentlich bis zur Rasanz gesteigert; ein
bißchen Leichtigkeit, ein bißchen Humor, hier und da kleine
eingestreute "Kunststückchen" machen den Quickstep oft
zum Publikumsliebling. Alles sollte im Fluß bleiben; beschwingt,
voller Übermut und guter Laune regt er immer wieder zu neuen
Schrittvariationen an. Bei jedem Turnier ist ihm der Applaus auf
"offener Szene" gewiß.
Die Latein-Tänze
Die ganze Bezeichnung lautet
"lateinamerikanische Tänze", was aber ebenfalls
ungenau ist, weil sie im strengen Sinne nur auf die
afrocubanischen Tänze (Rumba, Mambo) und die/der brasilianischen
Samba zutrifft, während der Paso Doble aus Spanien (Frankreich)
und der Jive aus Nordamerika stammen. Die Weichen zur
Standardisierung der Lateintänze wurden um 1960 gestellt. Vorher
waren sie Modetänze, von denen keine Stabilität erwartet wurde.
Noch 1969 waren die Lateintänze nur eine Erweiterung oder ein
Anhängsel der Standardtänze. Doch bereits ein Jahr später
erhielten "Lateintänzer" ein eigenes Startbuch.
Zwar wurden nach dem Zweiten Weltkrieg
nationale und internationale Meisterschaften in den
Lateinamerikanischen Tänzen ausgetragen, der Deutsche
Tanzsportverband konnte sich aber lange nicht dazu entschließen,
da eine einheitliche Bewertung zu problematisch erschien. Erst
nach zwei "Bundesqualifikationen" 1960 und 1961 fand in
Stuttgart 1962 die erste deutsche Lateinmeisterschaft statt,
allerdings noch ohne Jive. Der kam erst 1973 hinzu, und die erste
deutsche Kombinationsmeisterschaft über zehn Tänze wurde vom
Schwarz-Weiß Club in Reutlingen 1974 ausgetragen.
Samba (Zweivierteltakt)
Turniertempo 54 Takte pro Minute. Er stammt
in seiner stationären Grundform aus Brasilien bzw. aus uralten
Kreistänzen der Bantu-Neger und wurde in Europa zum
variationsreichen Turniertanz entwickelt. In Wiegeschritten und
Voltadrehungen, Rollen und Promenadenläufen bewegen sich die
Paare wellenförmig durch den Raum. Während die Wellenbewegungen
früher aus einem Erheben im Bein kam (Bounce), wird sie heute
mehr durch die Bauchmuskulatur erzeugt (Contraction und Release).
Cha-Cha-Cha (Viervierteltakt)
Turniertempo 32 Takte pro Minute. Er stammt
aus Kuba. Er wurde von Enrique Jorrin (u.a.) aus dem Mambo
entwickelt und 1957 von Gerd und Traute Hädrich nach Deutschland
"importiert". Der Cha-Cha hat viele Elemente aus
anderen Tänzen in sich aufgenommen, besonders aus Jazz, Beat und
Disco. Seinen Grundcharakter, der ihn bei allen Alterstufen zum
beliebtesten Lateintanz machte, hat er dabei nicht verloren: im
Cha-Cha kommen übermütige Ausgelassenkeit und koketter Flirt
zum Ausdruck.
Rumba (Viervierteltakt)
Turniertempo 28 Takte pro Minute. Sie
stammt aus dem Mambo-Bolero und ist mit der Habanera verwandt.
Sie ist ein afrocubanischer Werbungstanz: Die Dame schwankt
zwischen Hingabe unjd Flucht und der Herr zwischen
"Zuneigung" und "Selbstherrlichkeit". In
Deutschland wurde die Rumba 1932 ins Turnierprogramm aufgenommen.
Sie ist der Klassiker unter den Lateintänzen, erfordert
Ausdruckskraft und Sparsamkeit der Mittel.
Paso Doble (Zweivierteltakt)
Turniertempo 62 Takte pro Minute. Er ist
eine in Spanien und Frankreich entwickelte Darstellung des
Stierkampfes mit Einschluß von Flamenco-Elementen. Die Dame
stellt nicht den Stier dar, sondern das rote Tuch des Toreros,
Herr und Dame bewegen sich also gemeinsam um einen imaginären
Stier. Die Musik, ein spanischer Marschtanz, besteht aus einer
Einleitung und zwei Hauptteilen mit genau festgelegten
Höhepunkten, nach denen sich die Choreographie richtet. Der Tanz
erfordert große Präzision und einen durchgehaltenen starken
Muskeltonus.
Jive (Viervierteltakt)
Turniertempo 44 Takte pro Minute. Er wurde
als "Jitterbug" und "Boogie-Woogie" (später
auch "Bebop") um 1940 von amerikanischen Soldaten nach
Europa gebracht, in England zum Jive entwickelt und schließlich
in das Turnierprogramm der Lateintänze aufgenommen (Profis
national 1968, Amateure national 1973, international 1976). Mit
ihrer Off-Beat-Betonung auf "zwei" und "vier"
verrät die Musik ihren afrikanischen Ursprung. Der Jive bringt
robuste Lebensfreude zum Ausdruck. Er war der
"Tobetanz" der Vor-Beat-Generation, aus dem sich auch
der akrobatisch-athletische Rock´n Roll entwickelt hat.
Quelle: Homepage Ralf Pickelmann
oder ...
Gestatten, Samba...
Meine Heimat lässt sich nur schwer verleugnen, aber warum auch.
Ich komme aus Brasilien und bin dort aus den alten Kreistänzen der
leichtsinnigen, festfrohen Bantu-Neger entstanden. Schon im 17. und 18.
Jahrhunder lösten sich die Reigen zu Paaren auf. 1924 kam ich unter
meinem heutigen Namen über den Ozean. In dieser Zeit tauchte ich schon
vereinzelt in den Turnierprogrammen auf. Aber bald war ich wieder verschwunden.
Warum, das mag der Teufel wissen. Vielleicht waren meine Bewegungen für
Europäer zu fremdländisch. Erst 1948/49 begann meine grosse Zeit.
Ich bin zwar auch fröhlich und heiter, doch nicht so kokett wie der
ChaChaCha. Dabei soll ich mit meinen lebhaften
Schritten, dem Rollen, Tänzeln und Wiegen sogar echte Leidenschaft
in mir haben. Meinem Übermut ist aber auch etwas Melancholie beigemischt.
Meine Lebhaftigkeit zeigt sich in der reichhaltigen rhythmischen
Gestaltung meines 2/4-Taktes. Zu meiner eigenwilligen Bewegung gehört
die Vor- und Rückwärtsbewegung des Beckens.
Eigenschaften des Samba:
- Charakter des Tanzes: lebhaft, fröhlich und heiter
- Bewegung: Bewegungstanz
- Takt: 2/4
- Tempo: 50
- Takt/Minute, Metronomzahl: 100
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1
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Gestatten, Chachacha...
Meine unbekümmerte Jugend gibt mir Heiterkeit, und der eindeutige
Rhythmus macht mich lustig, fröhlich, ja sogar ein wenig leichtsinnig
und frech, was die vielen amüsanten Figuren beweisen. Entstanden bin
ich aus dem Mambo. Als Erfinder gilt Enrique Jorrin. Na, kein so schönes
Gefühl, nur so erfunden zu sein, wie eine künstlerische Schöpfung.
Aber mein Erfolg lässt mich das vergessen. Im Gegensatz zur feurigen
Rumba bin ich ein amüsanter, koketter Flirt,
alles ohne Ernst, ohne Passion, dafür keck, fröhlich, perlend
wie Sekt. Diese übermütige Natur ist schon in der Musik zu hören.
So müssen auch die brillianten Figuren getanzt werden. Beine, Arme,
Hände und Finger, der ganze Körper, sogar die Augen sind in ständiger
Bewegung. Die Hüftbewegungen unterstreichen meinen lateinamerikanischen
Charakter.
Meinem Wesen entsprechend gestatten die Musik und auch die Sportregeln
über den Grundrhythmus 4 und 1, 2, 3, hinaus eine abwechslungsreiche
rhythmische Gestaltung.
Eigenschaften des Cha Cha Cha:
- Charakter des Tanzes: lustig, frech und leichtsinnig
- Bewegung: stationär
- Takt: 4/4
- Tempo: 30
- Takt/Minute, Metronomzahl: 120
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1-5, 1-2-3-4+
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Gestatten, Rumba...
Meine Herkunft ist etwas dunkel, was nicht heissen soll, daß ich
zweifelhafter Herkunft bin. Auch ist nicht bekannt, seit wann das Wort
Rumba gebraucht wird. Verwandt soll ich - musikalisch - mit der Habanera
sein. Also meine Wiege stand in Lateinamerika. Genaueres ist nicht bekannt.
Dem dortigen Wesen entsprechend sollen meine Bewegungen werbend, erotisch,
erobernd sein. Die Hüftbewegung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Doch Vorsicht vor Übertreibung, man wird eine goldene Mitte finden
müssen, denn ganz darauf verzichten darf man nicht. Meine Choreographie
hat mir das Leben schwer gemacht. Man tanzt mich im Cuban Style oder Square
Style. 1930 kam ich nach New York und von dort nach Europa. Doch trotz
der ersten Begeisterung und der exakten Choreographien machte ich keine
richtigen Fortschritte. In Deutschland war ich nach 1933 nicht gern gesehen.
Erst nach 1945 wurde ich wieder entdeckt und von den Franzosen entwickelt.
Die Fachleute haben sich lange über meinen Stil gestritten, bis sich
im Tanzsport der Cuban-Style durchsetzte, der nun schon seit vielen Jahren
getanzt wird. Dabei verzichtet man weitgehend auf rhythmische Gestaltungsmöglichkeiten,
um dadurch den Grundrhythmus Slow (4-1) - Quick (2) - Quick (3) meinen
Charakter zu erhalten. Die dazugehörigen Hüftbewegungen müssen
bei jedem Schritt von beiden Partnern synchron ausgeführt werden.
Eigenschaften des Rumba:
- Charakter des Tanzes: erotisch, sanft und weich
- Bewegung: stationär
- Takt: 4/4
- Tempo: 27
- Takt/Minute, Metronomzahl: 108
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1-3-4
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Gestatten, Paso Doble...
Wenn mich die Tanzsportler auch zu den Lateinamerikanischen Tänzen
rechnen, so stamme ich doch aus Spanien, was an meinen Figuren unschwer
zu erkennen ist. Meine Bewegungen entstammen denen des Toreros und seiner
Capa beim Stierkampf. Heissblütig, also scharf beobachtend und genaue
Bewegungen, dem Torero nachempfunden. Wie ich in die europäische und
internationale Turnierszene gekommen bin, ist mir immer noch unverständlich.
Es fällt den Menschen mit kälteren Blut als den Spaniern doch
sehr schwer, diese Stimmung und Bewegung zu interpretieren. Deswegen kann
ich mir oft ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. Wie war einmal irgendwo
zu lesen: Bei vielen Paaren stünde der Stier mit verständnislosem
Kopfschütteln an der Bande. Um Verwechslungen und Irrtümer zu
vermeiden, soll noch einmal festgestellt werden, dass nicht die Partnerin
der Stier ist, sondern sie ist die Capa (rotes Tuch), die den Stier reizen
soll.
Die Tanzsportler tanzen mich am liebsten nach ein und demselben Musiktitel,
er heißt wohl "España Cani". Man sagt, dann klappt es besser
mit dem Programm. Auch Tanzorchester entfalten musikalisch keine grosse
Phantasie.
Eigenschaften des Paso Doble:
- Charakter des Tanzes: heissblütig, scharf und exakt
- Bewegung: Bewegungstanz
- Takt: 2/4
- Tempo: 62
- Takt/Minute, Metronomzahl: 124
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1-2
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Gestatten, Jive...
Im Negerviertel New Yorks, in Harlem, stand meine Wiege. Nach der alten
Boogie-Musik bin ich neu entstanden. 1940 sprach man von mir als Jitterbug,
die Engländer machten daraus Jive. Auch Rock'n'Roll wurde ich genannt.
Meine Wesensart wird durch die Boogie-Musik bestimmt. Ich bin der Tanz
der totalen Mechanisierung, hart, aber manchmal auch weich und katzenhaft,
ein Rausch an Bewegung aus dem Spiel der Glieder und des Körpers.
Meine Bewegung folgt den monotonen Schlägen des Rhythmusses und gibt
den Tänzern befeuernde und betäubende Kraft. In meinen jungen
Jahren hat man mir nicht viel Gutes nachgesagt. Der Tanzpapst aus London,
Alex Moore, hatte 1940 im Ballsaal bis dahin nichts Abscheulicheres gesehen,
Sprünge und Kicks wechselten sich mit Purzelbäumen, Heben der
Partnerin u.a. ab. Dagegen bin ich heute zahm und milde geworden, wie das
Alter es so mit sich bringt. Ich freue mich immer sehr, wenn Könner
meiner Bewegung die Zuschauer zu Beifallsstürmen hinreissen. Denn
wenn es gut aussehen soll, bin ich nicht einfach zu tanzen.
Eigenschaften des Jive:
- Charakter des Tanzes: hart, weich und rhythmisch
- Bewegung: stationär
- Takt: 4/4
- Tempo: 44
- Takt/Minute, Metronomzahl: 176
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1 - 1,5 Minuten
- Betonung im Takt: 2-4
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Gestatten, Langsamer Walzer...
Man nennmit mich Waltz oder auch Langsamer Walzer, was meine Verwandschaft
mit dem schnellen oder Wiener Walzer zeigt. Wenn
unser Takt auch gleich ist, so unterscheiden wir uns deutlich im Tempo
und in anderen Eigenschaften. Die schwingende Pendelbewegung ist mir eigen
und soll nach den Bewertungsrichtlinien erkennbar sein. Wie sagt doch immer
der große "Tanzmeister" Bill Irvine: Von einem Höhepunkt zum
anderen tanzen, also schwingend wie ein Pendel. Das Schwingen ermöglicht
mit raumgewinnender Bewegungstechnik und Drehungen die Ausführung
meiner typischen Bewegung und verleiht mir meinen weichen und runden Charakter.
Die weiche, teilweise schmelzende (nicht schmalzige) und manchmal weibliche
Waltz-Musik, die man extra für mich komponiert hat und spielt, sollte
eigentlich den Menschen das selige Langsame-Walzer-Gefühl (Waltz-Feeling)
empfinden lassen. Wenn ich ein Mensch wäre, würde mein Herz und
meine Seele in dieser Musik im Raum der Unendlichkeit versinkend tanzen.
Sentimental? Nun ja, sicher ist die Sentimentalität ein Teil meines
Charakters, und vielleicht brauchen viele Paare sie neben dem harten Sport
zum besseren Waltz-Tanzen.
Eigenschaften des Waltz:
- Charakter des Tanzes: schwingend, weich und rund
- Bewegung: schwingend
- Takt: 3/4
- Tempo: 30
- Takt/Minute, Metronomzahl: 90
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1
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Gestatten, Tango...
Mein ehemaliger Beiname "argentino" deutet auf meine Herkunft hin. Wenn
ich seitdem auch entscheidende Wandlungen durchgemacht habe, so ist die
Zwiespältigkeit auch zwischen harten und weichen Bewegungen in meinem
Wesen geblieben. Meine Bewegungen sind einmal hart, ruckartig und männlich,
andererseits aber weich fast schleichend weiblich. In mir steckt Dynamik
und Sanfmut zugleich, was auch die Tangomusik zum Ausdruck bringt. Trotz
heftiger Bewegungen und plötzlicher, zögender Pausen sollen die
Beine immer gleich schnell bewegt werden. Nicht harte Beinbewegungen, sondern
schnelle Körperbewegung sind für mich charakteristisch.
Der ewige Wechsel zwischen Härte und Angriff einerseits und
Weichheit und Verhaltenheit andererseits verlangt von den Menschen, die
mich zu interpretieren versuchen, angestrengte Kontrolle, was nicht zur
Verkrampfung führen darf.
Eigenschaften des Tango:
- Charakter des Tanzes: im Wechsel dynamisch und sanftmütig
- Bewegung: geschritten
- Takt: 2/4 (4/8)
- Tempo: 33
- Takt/Minute, Metronomzahl: 132
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1+3
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Gestatten, Slowfox...
Kenner sprechen mir wegen meiner Jugendzeit in England königliche
Eleganz zu. Fast zu viel, würde ich meinen. Ich sehe mich nur vornehm
und lässig. Mein Wesen besteht im Nicht-Auffallen. Fliegende, weiträumige
Gehbewegungen in künstlerische Form gebracht, getragen von der herrlichen
Slow-Musik, die ein Mensch namens Hugo mit seiner Klarinette so vortrefflich
in den Raum schickt. Im Tempo habe ich gewisse Ähnlichkeit mit dem
Waltz, nur vergrössert sich seine typische
Pendelbewegung bei mir zu einer langgestreckten Wellenbewegung, die wiederum
für mich typisch ist. Meine Wellenbewegung weist nur geringe Höhenunterschiede
auf, was in der gelaufenen Bewegung ohnehin nicht anders möglich ist.
Das Pendeln ist zwar auch nicht ganz fremd, aber bei mir sind nur die Beine
schwingende Pendel. Kleiner Unterschied zum Waltz,
nicht wahr? Sie sehen aus allem: Zurückhaltende Eleganz ohne deutliche
Akzente.
Eigenschaften des Slowfox:
- Charakter des Tanzes: vornehm und lässig, weiträumige Gehbewegung
- Bewegung: gelaufen
- Takt: 4/4
- Tempo: 30
- Takt/Minute, Metronomzahl: 120
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1-3
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Gestatten, Wiener Walzer...
Von den Turniertänzen bin ich nachweislich der älteste, was
meinen Schwung aber noch nicht gebremst hat. Mein fliessender Walzerschwung
besteht aus nach vorn drängenden Bewegungen. Bei der hohen Geschwindigkeit
(60 Takte in der Minute) brauchen die Menschen entsprechende Körperneigungen,
weil sie sonst die Balance, die so notwendige, verlieren. Auch eine gute
Kondition ist erforderlich, wenn man ohne äussere Schwächezeichen
meinem Tempo folgen will. Nur wenige verschiedene Schritte nenne ich mein
eigen, trotzdem sind sie nicht leicht auszuführen. So einfach, dass
die Menschen mich ohne Übung so mal eben tanzen können, bin ich
nicht. Dabei ist richtiger Schrittführung die notwendige Schnelligkeit
ohne harte Arbeit zu erreichen.
Eigenschaften des Wiener Walzer:
- Charakter des Tanzes: rotierend, schwingend
- Bewegung: rotierend
- Takt: 3/4
- Tempo: 60
- Takt/Minute, Metronomzahl: 180
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1 - 1,5 Minuten
- Betonung im Takt: 1
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Gestatten, Quickstep...
Hoppla, jetzt komm' ich! Mein Name zeigt schon meine Spritzigkeit voller
Übermut und prächtiger Laune, immer heiter und lustig. Bei 50
Takten in der Minute müssen sich die Menschen schon ganz flott bewegen.
Für Pausen ist da keine Zeit, nur durch flüssiges Tanzen mit
lustigen, perlenden und hüpfenden Schritten kann man meinem Takt folgen.
Apropos hüpfen, dafür sind die Menschen nun einmal nicht gebaut
und deswegen fällt vielend das auch sehr schwer. Das richtige Mass
zu finden, scheint mir wichtig. Gut getanzt, sollen meine Quickschritte
fast etwas zögernd und lässig sein. Dabei darf aber meine kecke,
sprühende Lebendigkeit nicht verlorengehen. Abgehackt und ruckartig
sind nicht meine Eigenschaften, bei mir ist immer alles im Fluss, wie auch
die Musik, die man extra für mich komponiert, arrangiert und spielt.
Viele Menschen sagen, ich sei beschwingt und berauschend und wegen des
ewigen Wechsels von slow und quick ausgesprochen lustig. Nun ja, über
sich selbst zu urteilen, ist immer gefährlich.
Eigenschaften des Quickstep:
- Charakter des Tanzes: heiter, lustig und spritzig
- Bewegung: gelaufen
- Takt: 4/4
- Tempo: 50
- Takt/Minute, Metronomzahl: 200
- Dauer des Tanzes im Turnier: 1,5 - 2 Minuten
- Betonung im Takt: 1+3
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Quelle: "Tanzmusik exakt" von Erich Müller, Lindau. Copyright 1988 Tanzwelt Verlag.
Eine weitere Beschreibung der Tänze findet man beim [TBW].